Pro/Contra: Wie alpin muss ein Ultratrail sein?

16. April 2024 •

Woran man die Qualität eines alpinen Ultras misst? An der Summe seiner Höhenmeter! Dabei gibt es doch auch gute Gründe, die Latte einige hundert Meter tiefer zu hängen, oder?
PRO / Clemens
In diesem Jahr hatte ich so richtig Lust auf einen alpinen Ultra. Und siehe da: Direkt nach meinem Einsatz als Reporter bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck liegt der Dolomiti Extreme Trail. 55 Kilometer – perfekt. 3.800 positive Höhenmeter – und da war es, das Ausschlusskriterium. Schließlich bin ich Läufer und kein Wanderer, zumindest während eines Trailrennens. Und ich bin niemand, der sich, hoch oben im Norden in Berlin, auf 3.800 positive Höhenmeter vorbereiten kann und, ja, vielleicht auch nicht vorbereiten will. Nicht falsch verstehen: Ich mag schon auch die logischen Strecken und Rennen, die sich die Berge von oben anschauen. Und ich mag wirkliche, handtuchschmale Trails. Solange ich nicht den halben Tag in seilversicherten Steilstücken, nun ja, abhängen muss. Nur mag ich eben auch den Flow und dieses Gefühl, das etwas unscharf als Runner’s High beschrieben wird. 3.800 Höhenmeter auf 55 Kilometern wären hingegen mein Hiker’s Down. Ich bin schon skandinavische Fünfzigmeiler mit gut halb so vielen Höhenmetern sehr, sehr glücklich gerannt. Vielleicht also sollte ich dort wieder hin. Liegt halt nicht einmal ansatzweise in der Nähe von Innsbruck und Tirol.
CONTRA / Denis
Mein Leben ist ein Auf und Ab. So soll das auch beim Laufen bleiben. Ich mag bei all den Ultras die flachen Passagen nicht. Bestes Beispiel: Der Zugspitz Ultratrail hat ungefähr bei Halbzeit ab VP5 fast zehn sehr ebene und laufbare Kilometer an einem Bach entlang. Für die einen nach einem langen Up- und Downhill eine Wohltat, für die anderen ein Horror. Für mich Letzteres. Nö bitte, bei all den langen Trails liebe ich dieses konsequente Wechseln aus „nach oben Powerhiken“ und „Runterballern“. Wirklich zu laufen, passt irgendwann einfach nicht mehr in mein Konzept und meinen Bewegungsablauf. Demnach bin ich längst nicht mehr verstört, wenn es Wettkämpfe gibt, die mit schier aberwitzigen Höhenmeterangaben protzen – beruhigt mich eher. Nur am Rande: Ich lief einmal den famosen Rennsteiglauf und bin bei Kilometer 35 ausgestiegen. Das lag nicht an der Stimmung an der Strecke, nicht am genialen Haferschleim und auch nicht an irgendeiner Verletzung, sondern schlicht daran, dass ich nicht mehr laufen wollte und dieses flotte Dahinrollen auch kaum trainiere. Meine Welt des Trailrunning darf auch künftig logisch bleiben – Hoch und wieder runter und hoch und wieder runter …
von Denis Wischniewski

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