Die 21. Austragung des UTMB, dem größten Trailrennen der Welt, in Chamonix am Mont Blanc war irgendwie nicht viel anders als in den Jahren zuvor und doch eine einzigartige, neue Geschichte, mit Menschen und Erfolgen, die es so noch nie gab.

Die 21. Austragung des UTMB, dem größten Trailrennen der Welt, in Chamonix am Mont Blanc war irgendwie nicht viel anders als in den Jahren zuvor und doch eine einzigartige, neue Geschichte, mit Menschen und Erfolgen, die es so noch nie gab.

Zunächst – viele der Favoriten kamen nicht wirklich weit. Sie mussten teilweise schon früh aus den Rennen ausscheiden. Andere, bis dato noch Unbekannte, feierten in jenen Tagen große Siege und sind ab sofort Namen, die man künftig immer im Kopf haben sollte.

PTL
Die UTMB-Woche startete wie immer mit dem PTL, diesem verrückten, unvorstellbarem 305 Kilometer und 25000 Höhemeter schweren Rennen, das sich bereits am Montag Vormittag wie ein roter Faden durch das ganze Event zieht. Alle anderen Rennen starten und enden – der PTL läuft weiter. Es siegten, wie eigentlich immer, die Gabioud-Brüder. Auf Platz 2 krönten die beiden Österreicher Tom Wagner und Flo Grasel, ihre langen Karrieren, mit dem bislang größten Erfolg. Nach 111 Stunden erreichten sie mit wilden Geschichten im Laufrucksäck das Ziel in Chamonix.

TDS
Ruhig, fast unbemerkt, liefen am Dienstag Abend und Nacht, die Besten des sehr anspruchsvollen TDS nach 145 Kilometern und 9300 Höhenmetern ins Ziel des französischen Alpenortes. Die Französin Marie Dohin und ihr Landsmann Thibault Marquet siegten souverän und eröffneten eine Woche der Erfolge des Gastgeber Landes. Der UTMB ist, wie vor einigen Jahren fast immer üblich, wieder in französischer Hand.
Nach rund 22 Stunden kam Timon Günther ins Ziel und wurde mit Platz 15 belohnt. Ein perfektes Rennen für den 23 Jahre jungen Mann aus dem Salomon DACH Team, der durch das Trail Magazin Salomon Rookie Team zum professionellen Sport kam.

OCC
Der Mittwoch war dann eine Art Ruhetag – TDS Finisher-Momente standen im Mittelpunkt und eine Art Vorspannung zum wichtigen OCC war zu spüren. Am Donnerstag startete dieser rasante 57 Kilometer lange Lauf in Orsieres. Mit fast 3500 Höhenmeter wird dieser „kurze“ Ultratrail zu einer durchaus kniffligen Aufgabe, zumal die Hitze die komplette Woche über alle Distanzen schwer machte. Adidas Terrex feierten einen ersehnten Sieg und begrüßten ihren Athleten, den US-Amerikener Eli Hemming als ersten Mann im Ziel. Mit Francesco Puppi erreichte nicht nur Italien Platz 2 des OCC, sondern auch NIKE Running einen Podiumsrang. Spannend war es von Beginn an bei den Damen. Letztlich siegte die Chinesin Miao Yao (Salomon), die in ihrer Heimat ein Superstar ist, das Rennen. Hinter ihr krönte Judith Wyder eine tolle Saison auf Position 2.
Aus deutscher Sicht war dieser OCC eine klare Ernüchterung. Im Vergleich zum Vorjahr war niemand in den Top 20 zu finden, obwohl die Vorzeichen gut waren. Kimi Schreiber (Adidas Terrex) startete fulminant, mutig und beherzt, lag zwischenzeitlich auf Position 6 und schied doch frühzeitig aus. Daniel Oemus, die dieses Rennen zum Highlight ihrer Saison definierte, hatte vom Start weg Probleme und lief nie auf ihrem eigentlichen Niveau. Die Entscheidung bei Kilometer 44 von 57 aufzuhören wog schwer und brachte die Ärztin aus dem Thüringer Wald ins Grübeln.

CCC
Mit dem CCC, dem 100 Kilometer-Rennen am Freitag, sollte der UTMB in sein Finale einbiegen. Hayden Hawks (Hoka/USA) siegte und konnte endlich den großen Sieg feiern, den er lange ersehnte. Mit dieser Form wäre er wohl auch beim UTMB selbst ein Favorit gewesen. Das Männer-Rennen war hochspannend. Am Ende liefen Peter Frano (Scarpa/Slowakei) und Adam Petermann (Hoka/USA) auf das Podium. Alle 3 werden in den kommenden Jahren auch über die 100 Meilen ein gewichtiges Wort mitsprechen. Bei den Damen sorgte Rosanna Buchauer aus Ruhpolding (Dynafit) für den größten deutschen Erfolg und lief, wie der junge Lukas Ehrle, der beim 15 Kilometer langen ETC siegte, in die TOP 3 eines UTMB-Rennens. Buchauer musste lediglich Martyna Mlynarzyck und Toni Mccann (Adidas Terrex/USA) den Vortritt lassen. Auf Rang 17 feierte Simone Schwarz (Salomon DACH) ein tolles Resultat, in einer langen Liste vieler guter Platzierungen der vergangenen Jahre.
Benedikt Hoffmann (Asics) konnte seine eigenen Erwartung, nach einer Achillessehnen-Verletzung nicht erfüllen und schied aus – sein Training war nach eigener Aussage nicht ausreichend.

UTMB
Um 18 Uhr tobte Chamonix, war vor Emotionen und Spannung, ein wahrhaft besonderer, fast magischer Ort. 2700 bis unter die Fingernägel motivierte Trailrunners, ein imposantes Elitefeld, sprinteten aus der Ortsmitte hinaus in die weite Bergwelt rund um den Mont Blanc. Für die einen ein Rennen um die Zeit und Plätze, für viele eine Frage um das Finish innerhalb von 46,5 Stunden. 1001 Starter sollten am Ende Chamonix nicht erreichen. Die DNF-Quote bleibt, auch mit vielen Optimierungen im Training, in der Nutrition und Ausrüstung, noch immer hoch. Tom Evans, Jim Walmsley, Dimitry Mityaev oder Pau Capell stiegen früh aus. Bei den Damen erreichte die hochgehandelte Fuzhao Xiang Chamonix nicht.
Katie Schide (The North Face/USA) lief ihr Rennen von Beginn an mit dem Ziel zu siegen und den Streckenrekord zu brechen. Im ersten Rennviertel lag sie gar in den Top 10 des Gesamtfeldes um schliesslich ein fabelhaftes Rennen in nur 22:09:31 zu laufen. Neuer Rekord! Courtney Dauwalter wird zurückkommen müssen und wir freuen uns auf ein direktes Duell, der beiden zweifellos besten Ultratrail-Damen der Welt und einer ganzen Dekade.
Hinter Schide eroberte Ruth Croft (Adidas Terrex/NZ) Rang 2. Marianne Hogan (Salomon/Kanada) lief mit viel Kampfgeist und einigen unterdrückten Problemen auf Rang 3. Die Deutschen Damen Ida-Sophie Hegemann uns Eva Maria Sperger standen mit viel Erwartungen am Start. Sperger wollte ihre Top 10 Zeit verbessern und einer bislang tollen Saison die Krone aufsetzen, Hegemann beweisen, dass sie zurecht zur erweiterten Weltspitze auf langen Distanzen zählt. Die Vorzeichen standen gut, aber sie mussten letztlich beide aufgeben. Eva Sperger entkräftet in Courmayeur und Ida Sophie Hegemann bereits nach rund 30 Kilometern mit Knieschmerzen.
Das Rennen der Männer war schnell und früh schob sich ein unbekannter Name weit nach vorne. Bereits nach 83 Kilometer lag der Franzose Vincent Bouillard, ein Amateur und hauptberuflicher Entwickler bei Hoka, auf Position 1. Diesen Rang gab er bis ins Ziel nicht mehr ab und siegte in 19:54:23. Dass diese Zeit den Rekord von Jim Walmsley nicht gefährtdete, interessante niemand. Bouillard wurde gefeiert und auch der früh aus dem Werttkampf ausgeschiedene Walmsley stand plötzlich als Zuschauer an der Strecke um seinen Kollegen anzufeuern. Was ein Sport! Hinter Vincent Bouillard, eroberten weitere Unbekannte die Podiumsränge. Baptiste Chassagne (Nike/Frabkreich) und der Ecuadorianer Joaquin Lopez rundeten das Podium ab. Das Rennen seines Lebens lief Hannes Namberger (Dynafit/Ruhpolding, der ein kluges und konstantes Rennen lief. Auf den finalen Kilometern lag er nur wenige Minuten hinter Lopez und liess Fans von Platz 3 träumen, aber Lopez wehrte sich mit allem was er hatte und rannte den letzten Downhill hinab in Ziel einfach zu schnell. In 20:31:54 kam Namberger schliesslich auf Rang 4 ins Ziel und feierte dies zurecht wie einen Sieg! Es war ein perfektes Rennen mit einer Zeit, die selbst sein Coach Lars Schweizer nicht für möglich hielt.

Der UTMB empfang am Sonntag Nachmittag seine letzte Finishern. Ikugo Shiga aus Japan beendete die 21. Edition des Ultra Trail du Mont Blanc in 46:45:35.

Best of UTMB:
https://youtu.be/YmsGRmIhXjw?si=U6USpeVJkXcqgmO3

Alle Resultate:
https://live.utmb.world/de/utmb/2024

von Denis Wischniewski

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17. September 2024
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