Das Zeitschriftenmachen im Eigenverlag ist Selbstausbeutung. Was hat Dich angetrieben, bislang 76 Ausgaben TRAIL herauszubringen?
Ich glaube es hatte vor allem zu Beginn etwas damit zu tun, dem bestehenden Etablierten etwas entgegenzustellen. Ich wollte zeigen, dass Laufsport anders sein kann.
Also keine Massenware?
Stimmt. Hitparadenmusik war nie mein Ding. Ich kam aus der Nische. Ich gründete TRAIL nicht wegen Meinungsmache, aber durchaus, weil ich Massengeschmack für weitgehend sinnbefreit halte.
Du hast ein Problem mit konsumorientiertem Laufsport?
Nein, aber ich finde es spannend, wenn man neue Geschichten erzählt und nicht immer dasselbe abfeiert. Viele Menschen erzählen mir heute, dass TRAIL für sie der Einstieg in den Sport und die Einführung ins Trailrunning war. Das finde ich toll und beachtlich.
Ist TRAIL überhaupt Journalismus?
Natürlich ist es das! Ich fühle mich dennoch mit dem Begriff „Fanzine“ wohler als mit dem Begriff „Magazin“.
TRAIL verfolgt weiterhin Print und erscheint auf Papier. Welche Folgen hat und hatte die Digitalisierung für Euch? Auch inhaltlich?
Das gedruckte Trail Magazin ist ein „geschlossenes System“, aber die Medien ganz allgemein sind in einen Loop geraten. Im Internet ist alles voneinander abhängig und nahezu alle Inhalte sind dort durch kommerzielles Interesse infiltriert. Die Industrie jagt Klicks und Likes, ist in einer endlosen Feedbackschleife gefangen.
Und TRAIL braucht keine Likes?
Doch, aber sie sind kein Beleg für Qualität. Es wird zum Problem, dass Dinge, die nicht für große Märkte produziert sind, keine breite Zustimmung mehr bekommen und im Netz nicht honoriert werden. Der breiten Zielgruppe wird Einheitsbrei und Wiederholung als Standard vorgesetzt. Eine Zeitschrift wie TRAIL wird eine gute Zukunft haben und funktioniert weiter sehr gut quasi alternativlos zu Web-Angeboten, weil das Heft sein eigenes „komplettes“ Produkt ist.
Wir werden die 100 Ausgaben voll machen und dann sehen, wie es weitergeht. Ich freue mich, wenn wir weiter Leute mit unserem Konzept abholen dürfen.