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29. Februar 2024 •

Gutes Sehen ist eine Grundvoraussetzung, um optimal Sport zu treiben. Warum ein langer Lauf auch für unseren Augenmuskel zu einem Ultra werden kann – aber nicht werden sollte

Neulich, am Tag nach unserer Night of the Trail, sind wir mit einer sympathischen

Bande von Menschen über die Münchener Isartrails gelaufen. Einer von ihnen: Michael Bentele, ehemaliger Paralympics-Teilnehmer und wie seine Schwester Vera Bentele, die Präsidentin des Spezialverbandes VdK fast komplett blind. Wie bewegt sich ein seebehinderter Läufer also auf den Trails? Mit einer recht kurzen Schnur ist er mit einem sehenden Läufer, einer sehenden Läuferin verbunden.

Fühlt er sich unsicher auf dem Terrain, sucht er den Schulterkontakt und signalisiert:

Da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Michael Bentele hat sich auf den Isartrails aber beeindruckend gut zurecht gefunden. Von diesem quasi gefühlten Traillauf beeindruckt, sind meine minus 1,25 beziehungsweise minus 0,75 Dioptrin doch nicht mehr der Rede wert. Sollten Sie aber. Denn schon eine relativ geringe Fehlsichtigkeit kann bei einem Lauf zum Risiko werden, etwa in der Dämmerung oder bei schwierigen Licht- oder Wetterverhältnissen. Dennoch, und das ist eine österreichische Erhebung, die sich auch auf Deutschland übertragen lässt, tragen etwa 40 Prozent der Freizeitsportler:innen, die am Computer, beim Autofahren und im Alltag eine korrigierende Brille oder Kontaktlinsen tragen, beim Sport eine viellicht sogar hochwertige Sportbrille – aber eben keine mit korrigierenden Gläsern. Kurz gesagt: Das sollte nicht sein. Selbst wenn man, wie ich, beim Laufen manchmal in sich hineinsinniert

 nd, gefühlt zumindest, eigentlich gar nichts sieht. Eine unkorrigierte Fehlsichtigkeit im Sport erhöht nicht nur das Verletzungsrisiko. Zudem werden die Augenmuskeln etwa bei einem langen Lauf mit weitem Horizont permanent beansprucht. Wir versuchen nämlich automatisch, unsere Umgebung scharf zu sehen. Man kann sich das durchaus vorstellen wie ein Autofokus-Objektiv, das fortlaufend daran scheitert ein Motiv scharfzustellen. So sagt Gernot Jendrusch, Sportmediziner an der Universität Bochum: „Gutes Sehen ist eine Grundvoraussetzung, um optimal Sport zu treiben. Sehschärfenminderungen führen selbst bei automatisierten Bewegungsabläufen zu Verschlechterungen in der Bewegungskoordination.“ Jendrusch beschreibt den Sport dabei als einen „visuellen Mehrkampf“. So ist neben der eigentlichen Sehschärfe etwa auch das periphere Sehen wichtig, um etwa als Handballer:in im Augenwinkel einen anderen Spieler zu bemerken – oder als Läufer:in ein herannahendes Mountainbike. Tiefenschärfe wird wiederum entscheidend, wenn der Sprung etwa über einen Graben kalkuliert werden muss. Die gute Nachricht: Sehschwäche lässt sich korrigieren, und ob man beim Rennen nun eine „schnelle Brille“, also eine Sportbrille mit Sehstärke trägt oder das Modell Florian Neuschwander ist eine reine Stilfrage, vorausgesetzt die Brille sitzt richtig und die Gläser sind, aufgrund der Sturzgefahr, nicht aus Glas. Auch wichtig: Eine Sonnenbrille in Sehstärke, denn UV-Strahlung ist einer der zentralen Störfaktoren für die Augengesundheit.

von Clemens Niedenthal

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