„Ich kann jedes Rennen gewinnen!“

13. August 2024 •

Die Überraschungssiegerin von Sierre-Zinal, die Kenianerin Joyline Chepngeno, wird nun am Tatra Sky Marathon teilnehmen, der 6. Etappe der Golden Trail World Series. Noch vor einer Woche war sie unbekannt, aber wir haben uns mit ihr getroffen, um mehr über ihren Werdegang zu erfahren.

 

Joyline, Du hast Sierre-Zinal gewonnen und niemand hat dich gekannt. Kannst du uns Deine Geschichte erzählen?

Ich bin 24 Jahre alt und komme aus Kenia. Ich habe mit dem Laufen angefangen, als ich noch zur Schule ging, und war ziemlich gut im 3000-m-Hindernislauf und im Crosslauf. Aber ich habe die Schule 2016 verlassen und mit dem Laufen aufgehört. Wenn du die Schule beendest und niemand dich dazu drängt, weiterzumachen, versuchst du, etwas anderes zu machen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe dann ein Bekleidungsgeschäft gegründet. Aber es wurde schwierig, alles zu managen … Mein Mann hat mich verlassen und ich war mit meinen beiden Kindern allein. Gleichzeitig sah ich, wie Freunde Rennen gewannen und aus Europa zurückkamen, um große Häuser in Kenia zu kaufen und schöne Häuser zu bauen. Also beschloss ich, 2022 wieder mit dem Laufen anzufangen.

Es heißt, Du hättest 30 Kilo abgenommen, als Du wieder mit dem Laufen angefangen hast?
Ja, ich hatte seit der Schule viel zugenommen… Ich habe anderthalb Jahre gebraucht, um alles wieder loszuwerden, aber ich habe es geschafft.

Und wie hast Du dich gefühlt, als Du beim allerersten Rennen als Siegerin die Ziellinie in Sierre-Zinal überquert hast?

Ich war wirklich glücklich!
Es war mein allererstes Rennen und ich hatte nicht erwartet, es gegen all diese Athletinnen zu gewinnen. Es gab zwei Kenianerinnen, Philaries und Joyce, und ich habe sie geschlagen.

Aber wie erklärst Du dir, dass Du bereits jetzt auf einem so hohen Niveau bist?

In Kenia habe ich zunächst ein wenig alleine trainiert und bin nicht sehr weit gekommen. Aber ich habe mit einem Freund gesprochen, der für Asics lief, und er hat mir geraten, in Iten zu trainieren, im Trainingslager für die besten Läufer. Dort habe ich Julien getroffen, einen Schweizer Manager, der mir beim Training geholfen hat. Er hat mir ein Programm gegeben und Struktur geschaffen. Er hat mich mit einigen harten Bergeinheiten getestet und gesehen, dass ich stark und bereit war. Er sagte mir dann, ich müsse an einem Rennen in Europa teilnehmen. Ich wusste nicht einmal, dass es in Sierre-Zinal einen so großen Anstieg gibt, aber ich habe alles gegeben, um gut abzuschneiden.

Was kommt als nächstes für dich?

Ich werde demnächst am Tatra Sky Marathon in Polen teilnehmen. Wenn alles gut geht, hoffe ich, dort gut abzuschneiden, auch wenn es technischer sein wird als Zinal. Aber das macht mir keine Angst. Zuerst hatte ich Angst vor den Downhills, aber Julien hat mich gut dafür trainiert und jetzt habe ich überhaupt keine Angst mehr davor.

Heißt das, dass du jedes Rennen gewinnen kannst?

Ja, ich denke, ich kann jedes Rennen gewinnen, wenn ich einen guten Tag habe und die Energie habe.

Und was ist jetzt dein Ziel bei der Golden Trail World Series?

Ich bin nicht sicher, ob ich ein Visum für die USA bekomme, aber wenn ich dorthin fahre und gut abschneide, könnte ich einen Podiumsplatz bei der GTWS anstreben, vielleicht sogar den Gesamtsieg.

 

Interview/Fotos: Mikael Mussard

von Denis Wischniewski

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