Racenews: Laukli und Ombogo gewinnen Sierre-Zinal!

14. August 2023 •

Unsere heutigen Racenews sollen sich ganz und gar auf ein Wettkampfhighlight des vergangenen Wochenendes konzentrieren. Hier soll sich alles um die 50. Austragung von SIERRE-ZINAL drehen, dem Rennen, das seit Wochen herbeigefiebert wird und am Ende vielleicht nicht das war was wir erhofften. Oder doch?

Liebe Freunde,

Zunächst: Ricardo Mejia war am Start und kam ins Ziel. Als 180er der Gesamtwertung und auf Platz 2 seiner AK. Er lief 3:28.04,0 und war damit rund eine Stunde langsamer als bei seinem legendären Sieg und damaligen Streckenrekord im Jahr 2001. Der 60 Jahre alte Mexikaner siegte insgesamt fünfmal. Eine Legende des Sport und der Veranstaltung sowieso. Auch eine anderer Rekordhalter stand beim Jubiläum am Start und kam entspannt auf Position 75 ins Ziel – Marc Lauenstein, der Zahnarzt aus der Schweiz, siegte hier 2013 und durchbrach für einen Moment die Siegserien von Jornet und De Gasperi.
Letzterer ist nur noch wenig aktiv, aber Kilian Jornet, war für einen erneuten Start eigentlich angekündigt, sagte kurzfristig ab. Verletzt.
Das erwartete Rennen an der Spitze zwischen starken Afrikanern, Jornet und dem aktuell fast ausserirdisch-bergauf-laufenden Remi Bonet fiel aus.

Im Vorfeld sorgte ein Deutscher Elite-Strassenmarathonläufer für Gesprächsstoff, denn Hendrik Pfeiffer, Olympiateilnehmer im Marathon und mit einer PB von 2:10:18 h ausgestattet, meldetet sich kurzfristig (und mit unserem Support) für Sierre-Zinal an. Etwas neue versuchen, den Trainingsalltag aufbrechen und vielleicht sogar im neuen Lebensjahrzehnt den eigenen Profisport neu definieren. Was würde Pfeiffer bei seiner Trail-Premiere „reissen“ können war die diskutierte Frage in den Sozialen Medien. Vorweg – bei Sierre-Zinal haben sich historisch gesehen immer wieder die allerbesten franzöischen und schweizer Strassenläufer*innen die Zähne ausgebissen. Dass Pfeiffer hier seine Premiere am Berg beginnt ist jedenfalls aller Ehren wert und schlicht mutig.

Ach ja. Und dann war da noch Nienke Brinkmann. Die junge Frau, die aus dem Nichts ins Trail- und Skyrunning kam und alles gewann was es so gab. Dann lief sie fast zufällig mit ihrer bärigen Form den Strassenmarathon der EM in München, wurde dort Dritte und widmete sich zusammen mit ihren Sponsor NIKE in den letzten Monaten doch sehr dem Asphalt. Sierre-Zinal sollte in diesem Jahr für Brinkman eine besondere Ausnahme sein und alle waren gespannt was sie hier mit ihren schnellen Beinen zeigen könnte.

Top-Besetzungen bei Damen und Herren und perfekte Bedingungen bei dieser 50. Austragung über 31 km und 2200 hm. Eines der schnellsten Trailrennen im Jahreskalender und der Golden Trail Serie.

Die Deutschen
Die Deutschen und Sierre-Zinal. Das war einmal eine echt grosse Sache. 2004 wird der Allgäuer Helmut Schießl hier Vize-Weltmneister im Langdistanz-Berglauf und erobert danach noch einmal das Podium. 2023 wird kein*e Deutsche*r in vorderen Rängen zu finden sein und dennoch sind die Leistungen alles andere als schlecht. Hendrik Pfeiffer kann sein Niveau der Strasse nicht in den Berg gravieren und landet auf Platz 43 rund 24 Minuten hinter dem Sieger. Für Julius Ott hingegen scheint Platz 39 ein gutes Resultat zu sein. Sven Koch und Marc Dürr landen auf Rang 54 und 63.
Ganz vorne lässt Afrika keine Zweifel an den Top3 aufkommen. Es siegte Kiriago Philemon Ombogo    in  2:27.27,6 vor Kipngeno Patrick (beide Kenia) vor Kibet Kevin, der für die Schweiz startet. Damit verpasst Ombogo den Streckenrekord von Kilian Jornet um gut 2 Minuten. Dass er diese Zeit natürlich im Downhill einbüsste und nicht bergauf war sichtbar. Es bleibt nach der Aberkennung des Sieges 2022 von Mark Kangogo (Kenia) durch einen positiven Dopingbefund, zu hoffen, dass diesmal alles fair ablief. Dem Jubiläum und der tollen Veranstaltung darf man das nur wünschen. Mitfavorit und der vernmutlich aktuell einzige der in die afrikanische Phalanx hätte laufen können, Remi Bonet, schied nach einer kleinen Tortur und Magenproblemen, nach rund 2 Stunden am Weisshorn aus.

Bei den Damen blickten viele Augen auf Nienke Brinkman, die hochkonzentriert am Start stand, aber es war am Ende das perfekte Rennen der US-Amerikanerin Sophia Laukli, die zunächst defensiv lief um bei Halbzeit die Führung zu übernehmen.

Laukli:„Heute lief alles wie am Schnürchen und ich platze fast vor Stolz. Das Rennen war wirklich hart, aber es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht. Ich wusste, dass ich es langsam angehen lassen musste, habe dann bergauf mehr gepusht, es aber nicht übertrieben. Ich glaube, das ist der erste Wettkampf, bei dem meine Taktik wirklich aufgegangen ist!“
Laukli hatte im Ziel fast 4 Minuten Vorsprung vor Njeru Joyce Muthoni aus Kenia, Brinkman lief auf Rang 6 ins Ziel und war damit fast 15 Minuten hinter ihrer eigenen Bestzeit von 2021, wobei die Distanz damals kürzer war. Dennoch – mit zu wenig spezifischen Wettkämpfen im Gelände scheint es kaum möglich die Qualität der Strasse in den Trail zu transferieren.
Und dann war da noch Daniela Oemus, unsere Zegama-Heldin und aktuell beste deutsche Trailrunnerin auf Distanzen um 30-60 Kilometer Länge. Es war nicht ihr Tag, aber auch alles andere als ein Beinbruch. Oemus lief auf Platz 25 ein und könnte die Erkenntnis haben, dass technsich anspruchsvollere Terrains doch mehr in ihre Karten spielen. Kim Schreiber wurde auf Platz 42 notiert.
Es bleibt ein wenig festzuhalten, dass die Deutschen im Ultratrail ganz gut international mitmischen, bei kürzeren Rennen jedoch noch nicht wirlich mitreden können. Erfolge wie die eines Helmut Schießl liegen lange zurück.

Was hätten wir doch gerne einen Filomon Abraham hier gesehehen – der Bronzemedaillen-Sieger der WM in Innsbruck wäre wie gemacht für die 31 km und 2200 hm in den Walliser Alpen.

Ergebnisse

Herren
1 – PHILEMON KIRIAGO OMBOGO (RUN2GETHER – KEN):  2:27:27 (+200 Pkt.)
2 – PATRICK KIPNGENO (RUN2GETHER – KEN): 2:28:50 (+188 Pkt.)
3 – KEVIN KIBET (MILIMANI RUNNERS – KEN): 2:34:16 (+176 Pkt.)
4 – SYLVAIN CACHARD (HOKA ONE ONE – FRA): 2:34:22 (+166 Pkt.)
5 – ROBERTO DELORENZI (BROOKS – CHE): 2:35:17 (+156 Pkt.)

Women
1 – SOPHIA LAUKLI (SALOMON – USA): 2:53:17 (+200 Pkt.)
2 – JOYCE MUTHONI NJERU (ON RUNNING – KEN): 2:57:19 (+188 Pkt.)
3 – PHILARIES JERUTO KISANG (RUN2GETHER – KEN): 3:01:06(+176 Pkt.)
4 – MIAO YAO (SALOMON – CHN): 3:04:05 (+166 Pkt.)
5 – ALICE GAGGI (BROOKS – ITA): 3:05:38 (+156 Pkt.)

Alle Resultate hier: https://www.datasport.com/live/ranking?racenr=25138&kat=91

von Denis Wischniewski

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