23. April 2024
Eigentlich war mein Plan eine kleine Zusammenfassung des Trailrunning-Wochenendes zu schreiben. Eine klassische Race-News eben. Ich muss allerdings gestehen, dass sich schon nach dem dritten Satz Resignation breit machte und ich verzweifelt aufgab. „Hey, Ergebnislisten und Pressemitteilungen abtippen, kann ja wohl jeder. Welchen Mehrwert hat das, wenn ich das jetzt auch noch mache?“, dachte ich mir. Außerdem verfolgen wir beim Trail Magazin ja schon den Grundsatz, dass man auch seine eigenen Texte gern lesen sollte.
Eine Sache, die mir das Schreiben dieser Race-News besonders schwer machte, möchte ich gerne etwas genauer diskutieren. Mit dem Zugspitz Ultratrail, dem Mozart100 und dem Koasamarsch fanden am Wochenende drei Events, allein in unserer „Kernzone“, statt. Nicht wenig, aber überschaubar. Tatsächlich aber waren es am Ende, aufgrund der vielfältigen Distanzen, 15 verschiedene Wettkämpfe, an denen man hätte teilnehmen können. Ich wiederhole nochmal: Fünfzehn! Jeweils sechs beim Mozart100 und ZUT, sowie drei beim Koasamarsch. Einfach mal davon ausgegangen, ich erfülle meine journalistische Pflicht gewissenhaft und lückenlos und erwähne zumindest die Top Drei jedes Wettkampfes, ich müsste in einem Text (der eigentlich kurz und informativ sein sollte) 90 Namen unterbringen. Ich wiederhole wieder: Neunzig! Ich verspreche Euch: Keiner von Euch hätte diesen Text lesen wollen!
Meine Probleme als schreibender Trailrunning-Connaisseur mal hinten an gestellt, möchte ich dennoch eine Frage aufwerfen, zu der man sicherlich geteilter Meinung sein kann: Verliert ein Sport an Relevanz, also rein sportlich gesehen, wenn er sich auffächert wie ein Pfau in der Brunftzeit? Ist es am Ende nicht schade, wenn keiner mehr sagen kann, wer den ZUT gewonnen hat? Wäre es nicht spannender, wenn sich die Spitzen-Athlet:innen an einer Startlinie miteinander messen, statt sich auf die verschiedenen Distanzen aufzuteilen? Ich weiß, es gibt sicher auch viele Argumente, die ein breit aufgestelltes Wettkampf-Angebot sehr wohlwollend konnotieren. Wenn ja, lasst sie uns gerne wissen: Was denkt ihr über diese Thematik?
Und jetzt möchte ich doch nochmal auf die Rennen des Wochenendes zurück kommen. Der Garmisch Partenkirchen Trail beispielsweise, welcher Teil der nationalen Golden Trail Serie ist, war ein Wettkampf bei dem der Vorwurf eines ausgedünnten Starterfeldes mit Sicherheit keine Berechtigung hätte. Emma Pooley aus der Schweiz und Hans Peter Innerhofer setzten sich schon am Freitag Mittag gegen, auch in der Tiefe, äußerst starke Konkurrenz durch und gewannen in beeindruckenden Zeiten (Pooley: 2:48h; Innerhofer: 2:28h). Die weiteren Ergebnisse findet ihr im folgenden Beitrag gesondert aufgeführt: https://trail-magazin.de/7043-2/
Dafür das der Mozart100 ein Rennen der UTMB World Series war, hielt sich der Andrang internationaler Spitzenläufer:innen dieses Jahr in Grenzen. Die 100 Kilometer gewannen die beiden Briten Eve Moore und Luke Grenfell-Shaw, mit jeweils großem Abstand zu Platz zwei, aber auch zum jeweiligen Streckenrekord dieser Distanz. Stark auch die Leistungen von Heidi Annemarie Schwartz, die über 100K auf Platz zwei lief und Maria Purschke, die über die Marathon-Distanz Platz drei belegte. Beide erfüllten ihr Ziel und qualifizierten sich für den UTMB.
Ganz großer Sport fand am Fuße der Zugspitze auch neben der Strecke statt. Die inzwischen in Garmisch fest verwurzelte Trailrunning-Community machte ordentlich Stimmung am Berg. „Zegapa“– so wurde die Cheering Zone kurzerhand getauft. Eine Hommage an ein Rennen, welches nur eine Distanz kennt. Und eine Legende ist! Ein Schelm, wer da einen Zusammenhang erkennt.
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