„ZUT bleibt ZUT“ Interview mit Jürgen Kurapkat (Ironman Group)

5. November 2025 •

Jürgen Kurapkat über die Zukunft des Zugspitz Ultratrails, den Wechsel zur Ironman Group und warum sich trotzdem nichts ändern soll
Am Tag nach der Nachricht herrscht in der deutschsprachigen Trailrunning-Szene so etwas wie Ausnahmezustand. Der Zugspitz Ultratrail (ZUT), Deutschlands größtes Trailrunning-Event, wird Teil der UTMB World Series – jener globalen Rennserie, die mit dem Ultra-Trail du Mont-Blanc von Chamonix aus die Welt erobert hat.
Für viele ist das ein Paukenschlag. Andere sehen es als logischen Schritt.
Wir sprechen mit Jürgen Kurapkat, seit dieser Woche bei der Ironman Group beschäftigt, zuvor viele Jahre bei Plan B Event Company, den bisherigen Veranstaltern des ZUT.

Jürgen, die Trailrunning-Szene hat gestern aufgehorcht: Der Zugspitz Ultratrail gehört künftig zur UTMB World Series. Was genau ist passiert?

Rein formal hat die Ironman Group die Rechte am Zugspitz Ultratrail übernommen. Im Rahmen der Kooperation zwischen Ironman und UTMB bedeutet das: Der ZUT wird künftig Teil der UTMB World Series. Für die Läuferinnen und Läufer ändert sich zunächst wenig – die Veranstaltung bleibt, wie sie ist.

Du selbst bist jetzt bei der Ironman Group angestellt, nicht mehr bei Plan B. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Das hat sich in den letzten Monaten entwickelt. Es gab schon lange Interesse von Ironman und UTMB, das war immer wieder Thema. Plan B hatte gleichzeitig die Frage zu klären, wie es langfristig weitergeht – die Gründer Heini und Uta wollten kürzertreten. Beides kam zusammen: Das Interesse von außen und der Wunsch nach einer stabilen Nachfolge. So hat sich das als logische Lösung ergeben.

Viele fragen sich jetzt, ob der ZUT dadurch sein Gesicht und Charakter verliert. Wird sich die Veranstaltung verändern?

Das Ziel ist genau das Gegenteil: Der Charakter des ZUT soll erhalten bleiben. Wir alle – Ironman, UTMB und das bisherige Team – haben ein gemeinsames Interesse daran, dass die Veranstaltung ihren Spirit behält. Es soll dieselbe Expo geben, denselben Aufbau, dieselbe Atmosphäre. Die DNA bleibt unangetastet.

Die UTMB-Serie ist ja für ihren einheitlichen Auftritt bekannt – große Startbögen, gebrandete Zonen, viel Corporate Design.

Natürlich wird man sehen, dass der ZUT künftig ein UTMB-Rennen ist. Der Start-Ziel-Bereich wird etwas „UTMB-like“ aussehen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber der Rest bleibt so, wie die Läuferinnen und Läufer ihn kennen. Salomon bleibt Hauptsponsor, die Expo bleibt offen für viele Marken, und die Organisation vor Ort liegt weiterhin beim gleichen Team. Niemand will den ZUT „umbauen“. Im Gegenteil – die Veranstaltung funktioniert hervorragend, so wie sie ist.

Wie lief dieser Prozess ab? Gab es viele Gespräche?

Ja, über Jahre. UTMB und Ironman haben immer wieder angeklopft, aber Plan B war erfolgreich, es gab keine Notwendigkeit zu verkaufen. Erst als klar wurde, dass die Gründer sich zurückziehen wollen, wurde das Thema konkret. Wir wollten sicherstellen, dass die Veranstaltung auch in Zukunft nach denselben Standards weitergeführt wird. Am Ende war es eine Kombination aus strategischem Interesse und Nachfolgeregelung.

Und für dich persönlich – ein großer Schritt?

Natürlich. Ich war lange bei Plan B, wir haben den ZUT gemeinsam aufgebaut. Jetzt bin ich bei der Ironman Group, aber im Kern mache ich das Gleiche: Ich kümmere mich um den ZUT. Nur eben mit mehr Unterstützung im Hintergrund.

Die UTMB-Serie gilt als hochgradig professionalisiert. Viele Läufer:innen befürchten steigende Startgebühren. Wird es teurer?

Die Startgebühren werden künftig nach einem einheitlichen System innerhalb der Serie kalkuliert. Aber was ich bisher gesehen habe, liegt im Rahmen vergleichbarer Events. Wir hatten ohnehin leichte Anpassungen geplant – durch allgemeine Kostensteigerungen, wie überall. Große Sprünge sind nicht vorgesehen.

Was passiert mit der Anmeldung? Braucht man künftig einen UTMB-Index, um überhaupt starten zu dürfen?

Ja, grundsätzlich schon – aber niemand wird ausgeschlossen. Wir haben das so gelöst, dass alle, die in den letzten drei Jahren beim ZUT gestartet sind, rückwirkend einen UTMB-Index erhalten. Außerdem gibt es zwar am ersten Tag die typische UTMB-Voranmeldung für Index-Inhaber, aber nur für 20 Prozent der Startplätze. Danach öffnet die Anmeldung für alle. Das war uns wichtig, weil der ZUT immer auch ein Rennen für Einsteigerinnen und Einsteiger war.

Ab wann ist die Anmeldung möglich?

Ab dem 11. November. Die Entscheidung fiel relativ kurzfristig, deshalb ging jetzt alles Schlag auf Schlag.

Gestern Abend war in den sozialen Netzwerken einiges los. Zwischen Begeisterung und Skepsis. Wie nimmst du die aktuelle Stimmung wahr?

Es gibt natürlich unterschiedliche Reaktionen. Manche freuen sich, dass Deutschland jetzt ein UTMB-Rennen hat. Andere sind vorsichtiger, weil sie Angst haben, dass der ZUT seine Eigenständigkeit verliert. Ich kann das verstehen. Aber wir arbeiten hart daran, genau das zu verhindern. Es bleibt unser Ziel, dass der ZUT der ZUT bleibt.

In der Vergangenheit hat der ZUT auch große Namen der Szene angezogen, zuletzt war das etwas weniger. Wird sich das durch die UTMB-Partnerschaft ändern? Kommt die Elite? Kommen die Superstars?

Ich glaube schon. Als Teil der World Series wird der ZUT natürlich interessanter für internationale Athlet:innen. Zudem können sich die besten Läuferinnen und Läufer direkt für das Finale in Chamonix qualifizieren – das wird ein Anreiz sein. Trotzdem bleibt der ZUT ein Volkslauf im besten Sinne: offen, breit, mit einer starken Community.

Der zweite große Plan-B-Klassiker ist der Dynafit Transalpine Run. Wird der ebenfalls in die UTMB-Serie integriert?

Nein, das ist wichtig zu betonen. Der Transalpine Run gehört jetzt zwar formal auch zur Ironman Group, bleibt aber völlig unabhängig von UTMB. Das ist ein eigenständiges Format, ein Etappenrennen, das es so in der UTMB-Struktur gar nicht gibt. Es wird auch weiterhin genauso stattfinden, mit demselben Charakter, demselben Team.

Und nächstes Jahr gibt es eine neue Route, richtig?

Ja, eine komplett neue Strecke durch die Schweiz, mit Ziel am Lago Maggiore. Kein einziger Meter, der in den letzten Jahren gelaufen wurde. Der Start ist am 28. August – das hängt mit der Jagdsaison in der Schweiz zusammen. Es wird spektakulär, ein echtes Abenteuer.

Und Plan B – bleibt das Unternehmen bestehen?

Ja, absolut. Die Plan B Event Company existiert weiter, mit Sitz in Sauerlach. Heini und Uta bleiben aktiv, sie planen neue Formate wie die Lobatrail Trophy oder ein Everesting-Event. Nur die Rechte am ZUT und am Transalpine Run wurden verkauft.

Was bedeutet das alles für die Menschen, die den ZUT machen – für die Helferinnen, die Crews, das ganze Team?

Es bleibt alles, wie es ist. Wir arbeiten mit denselben Teams, denselben Verantwortlichen auf der Strecke, in der Zeitnahme, im Aufbau, in der Verpflegung. Viele dieser Menschen sind seit Jahren Teil der ZUT-Familie, und sie bleiben es. Auch Heini und Uta werden beratend an unserer Seite stehen.

Dein Fazit?

Wir haben jetzt die Chance, den ZUT in eine sichere Zukunft zu führen – ohne seinen Charakter zu verlieren. Ich bin überzeugt: Das wird gelingen. Oder, wie ich es gern sage: ZUT bleibt ZUT.

von Denis Wischniewski

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