Wie ist es eigentlich…?

9. Januar 2025 •

... mit jemand Stärkerem zu laufen...

Ich verstehe es selbst kaum – mein Laufkumpel Alois will mit mir laufen! Proaktiv ist er sogar meist derjenige, der unsere gemeinsamen Läufe hier in den Bergen klarmacht. Er ist die treibende Kraft beim Termine fixieren und dazu der stärkere Läufer. Er ist in meiner Wahrnehmung um die 40 Prozent besser als ich. Er gewinnt Wettkämpfe, ich komme lediglich an. Er redet im Uphill in ganzen, ausformulierten Sätzen und ich gebe Ja/Nein Antworten. Es ist ein großer Genuss, mit ihm zu laufen, die Zeit mit ihm zu verbringen und zu sehen, wie scheinbar mühelos er diesen Sport betreibt. Aus meiner Perspektive ohne jegliche Anstrengung.

Bei allem Benefit, den man diesen Läufen zusagt, die man mit Stärkeren unterwegs ist – man lernt von ihnen, man kann sich etwas abschauen und im Downhill die gute Technik kopieren – muss auch gesagt sein, dass man immer in der Position des Schwächeren ist. So geht es mir mit dem Alois. Es gab in all den Jahren nicht einmal eine Situation, in der ich das Gefühl hätte, er würde nicht schneller laufen, wäre ich nicht dabei. Er macht das gut, er lässt es mich nur selten spüren und doch ist einfach klar, dass er auf Sparflamme unterwegs ist. Manchmal läuft er voraus und wartet oder rennt mir wieder entgegen. Zu Anfang hatte ich wirklich versucht an ihm dranzubleiben. Die ersten drei oder gar vier Läufe mit ihm waren pures Leiden. Ich überzog, brach im ersten Anstieg ein, suchte Ausreden. Oh je. Heute weiß ich um meine Leistung und wie wir zueinander stehen. Keine Geheimnisse mehr.
Es war wohl die beste Idee, ihm früh in aller Ehrlichkeit meine Stärken und Schwächen aufzutischen. Ich bin auch maximal ehrlich, wenn ich heute alleine laufen will und sage es ihm genauso. Er macht es nämlich auch so. Glaube ich.

Natürlich hab ich Alois dann selbstverständlich doch noch gefragt, wie es für ihn denn so wäre. Also mit mir und der Einschränkung ihm gegenüber und er war charmant.
Es wäre eine große Freude mit mir zu laufen und er würde den Unterschied nicht feststellen. Der Unterschied wäre zwar da, aber er hätte in diesen gemeinsamen Läufen keine Relevanz und Raum sich überhaupt zu zeigen.
Wir würden ja ohnehin sehr viel reden (Textzeile 9).
„Aber, aber,du läufst doch anders, wenn du ganz alleine läufst!“ entgegne ich.

„Ja schon, da laufe ich dann eben stumpf meine Intervalle und das ist ja nicht so schön wie mit dir zu laufen. Das tut nur weh.“

„Nun ja. Im Bett liegen und eine Tafel Milka essen und eine Netflix-Serie dabei schauen tut ja auch nicht weh.“

Ich akzeptiere letztlich sehr und freue mich, dass da ein so schneller Freund einfach gerne mit mir die Berge erlebt und hinterfrage es künftig nicht mehr. Ich nehme es freudvoll so an!

von Denis Wischniewski

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