Pro & Contra: Oben Ohne.

16. Februar 2025 •

PRO & CONTRA Laufen mit freiem Oberkörper – ist das nun cool oder einfach nur kühlend? Oder am Ende nicht einmal das? Zwei angezogene Meinungen zu dieser nackten Tatsache

CONTRA (Denis) Ich gebe es zu – ich bin neulich oben ohne gelaufen. Es war unfassbar heiss und luftfeucht. Mein Laufshirt war patschnass, also zog ich es aus. Ich war sehr alleine. Sehr alleine mit mir und meiner „Fast-Nacktheit“. Niemand bekam mich so zu sehen und das war mir auch wichtig. Vor einigen Jahren lief ich grundsätzlich öfter an Sommertagen ohne Shirt. Damals war mein Oberkörper muskulöser, sehniger, ansehnlicher und der Bauch weniger. Es schwabbelte nicht so wie es heute schwabbelt. Ich fühlte mich – da bin ich ehrlich – absolut „fein“ wenn mich Leute da so rumlaufen sahen. Heute sehe ich das alles anders – Laufen gibt es bei mir im frequentierten Umfeld, nur noch bekleidet. Ich will mich niemanden oben ohne zumuten und bin selbst auch ganz froh, wenn mir kein schwitziger Oberkörper entgegen humpelt. Am Strand, am See, in der Sauna, mag das alles anders sein, da ist die Sache mit der vielen Haut einfach ein gegenseitiges Abkommen. Ganz schön schlimm, finde ich das Mindset zu glauben, es hätte etwas mit dem Shape oder Alter des Körpers zu tun, ob man es sich „erlauben“ könnte oben ohne zu laufen … Bullshit. Sorry. Menschen die ihre Oberkörper laufenderweise auf Instagram zur Schau stellen empfinde ich zu 99% als überheblich, eitel und irgendwie auch übergriffig.

 

 

PRO (Clemens) Ich bin noch niemals ohne Shirt gelaufen. Außer die letzten fünf Meter hinein in den See. Und fühle mich gerade deshalb dazu berufen, ein Plädoyer für diese radikal hedonistische Ausdrucksform unseres Sports zu halten. Für das Fest des unter Schweiß und Tränen gestählten Körpers. Aber halt – genau das will ich natürlich nicht. Im Gegenteil rufe ich gerade jene, die vielleicht meinen, diesem Archetypus des Athletischen und Hyperathletischen zu entsprechen, ganz unbedingt dazu auf, ihre Shirts anzubehalten. Ja selbst auf dem Anton-Krupicka-Poster, das natürlich nie über meinem Bett hing, trug Tony ein Singlet. Ach was, er trug gleich einen ganzen Kapuzenpulli. Worum es mir also im Eigentlichen geht: Körper sind etwas Tolles. Vor allem sind sie etwas sehr Natürliches. Weswegen Jeder und Jede mit seinem oder ihrem Körper

machen sollte, was er oder sie will. Auch und zumal beim Trailrunning. Gerade beim Trailrunning. In einer idealen Welt würden wir also alle oben ohne laufen (unten ohne dann doch lieber nicht). Und würden es eben lassen, wenn uns nicht danach ist. Wie der einzelne Körper dabei ausschaut, und wir er sich bewegt, während wir uns bewegen, das wäre in dieser idealen Welt einfach überhaupt kein Thema mehr. Und schon gar nicht auf Instagram.

 

 

 

von Denis Wischniewski

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