Pro & Contra: Carbon im Trailschuh

20. Februar 2025 •

CARBON im Trailrunning-Schuh. Keine Frage – damit wurden und werden Rennen gewonnen und auch im alpinen Gelände sieht man diese hochentwickelten Modell an Füßen der Profis und Hobbyläufer. Dennoch stellt sich die Frage, ob es echte Vorteile bringt.

Pro / Clemens:

Carbon mag ich an meinem Rennrad nicht. Na gut, vielleicht für die Gabel. Aber ansonsten bin ich ein absoluter Stahlfetischist. Zugegeben, ich habe sie bei meinen Trailschuhen jetzt noch nicht probiert, also dämpfende oder dynamisierende Elemente aus Stahl. Aber es geht in diesen wenigen Zeilen ja auch nicht um mich. Es geht um die Leute da draußen, die aktuell die langen, laufbaren Dinger gewinnen. Überproportional oft in Schuhen, die auf die strukturelle, strukturgebende Unterstützung einer (gegabelten) Carbonplatte setzen, Adidas Terrex Agravic Ultra Speed, The North Face Vective Pro, Hoka Tecton. Ja hin und wieder gewinnt sogar eine in einem ausgewiesenen Asphalt-Carbon-Racer. Im Nike Vaporfly wurden schon der Ultratrail Fränkische Schweiz und der Hong Kong 100 Ultra gewonnen. Zum Nachahmen empfohlen? Eher nicht. Aber ich merke auf meinen allenfalls moderat kupierten, kaum technischen Runden im Berliner Umland, dass unter den drei von mir am häufigsten gelaufenen Schuhen zwei mit Carbon-Elementen sind, der Hoka Tecton 2 und der Saucony Endorphine Edge. Zwei moderate Carbon-Schuhe gewiss. Aber ich merke, dass ich dieses strukturgebende, stabilisierende und, ja, ass-kickende Element merklich schätze. Auch ohne die Ambition, auf irgendeinem Podium zu landen.

CONTRA / Denis:

Carbon. Das mag ich am Rennrad und an meiner Rakete, wenn ich zum Blumengießen auf den Mond fliege, aber doch nicht an meinen Laufschuhen. Schon gar nicht in meinen Trailschuhen. Wozu? Für mein Tempo, für diese Art von Gelände und Distanzen, die ich in aller Regel laufe, erkenne ich da überhaupt keine Vorteile. Ein durchschnittlicher Trailrun in meinem Leben wäre ein vielleicht 15 oder 20 Kilometer langer Lauf mit 1000 Höhenmetern und etlichen Passagen, die ich wandern muss, weil zu steil oder ich zu wenig fit. Ich habe analysiert, dass allenfalls fünf Prozent der gesamten Distanz von mir so gelaufen werden, dass eine Carbonplatte einen Effekt im positiven Sinne hätte. Im Umkehrschluss muss ich konstatieren, dass mehr als 95 Prozent der Aktivität von der steifen Platte in diverser Hinsicht beeinträchtigt werden. Es macht also keinen Sinn und so freue ich mich weit mehr über andere technische Fortschritte im modernen Trailrunningschuh, die mir spürbar etwas bringen: Die neuen Schäume sind herrlich reaktiv und komfortabel, der Rockershape in Kombi mit der einen oder anderen Kunststoff-Spange stabilisiert im knallharten Downhill und sorgt für Vortrieb, wenn Tempo ins Spiel kommt. Nein, Carbon kann man sich getrost sparen. Das treibt den Preis nach oben, wo es keine Not tut.

von Denis Wischniewski

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