Das zweite Hobby – wieso es so wichtig ist!

5. August 2024 •


DENIS´ KOLUMNE, Ausgabe TRAIL #5/2024 ab 20. August 2024 am Kiosk

 

 

 

Liebe Freunde,
liebe Freundinnen, liebe Alle,

Malen und Trailrunning. So groß ist der Unterschied nicht.

Also ich bin so leidenschaftlich ein Trailrunner, wie ich es oft auch nicht bin, denn ich plädiere hiermit offen für „ein zweites Hobby“!
Das zweite oder dritte Hobby ist ein wahrer Segen für alle, die intensiv und übereifrig Trailrunning betreiben. Ich will als der Fachmagazin-Mann bei Gott nicht dafür sprechen, dass ihr Trailrunning gegen #Eisbaden #Brieftauben #Biohacking #Vögel beobachten #Modellbau eintauschen solltet, aber es ist sinnvoll, ein Backup zu haben. Was, wenn ihr verletzt seid? Und ich spreche hier nicht davon, dass ihr nur so verletzt seid, dass ihr immer noch wandern könnt. Ein guter Freund, ich nenne ihn hier Daniel, verfing sich mit mir in genau solch einer Diskussion. Ich war der Meinung, er läuft sich da gerade in eine manische Sache hinein. Natürlich, er hat Ziele, er will besser werden, er hat eine unglaubliche Leistungssteigerung in nur zwei Jahren hingelegt…ich verstehe ihn sehr. Nun. Ich sagte zu Daniel „Was wäre denn, wenn du nicht mehr laufen könntest? Was würdest du tun, wenn du verletzte wärst? Plötzlich und auch länger.“ Da schaute er mich total ungläubig an und nickte lässig hinüber zu seinem Trek Madone SL6, das da auf Hochglanz poliert am Wohnzimmerschrank anlehnte. „Dann fahre ich eben Rennrad! Das geht immer irgendwie!“

Nein. Das geht nicht immer. Das mag man glauben, aber dem ist nicht so. Wir alle brauchen ein Hobby oder mehrere, die nichts mit Sport zu tun haben. Ich will ein Botschafter der Kunst sein. Sport und Malen passen perfekt zusammen und funktionieren im Zweifel der Verletzung immer auch alleine gut. Sie bedingen sich nicht. Ich habe vor rund einem Jahr wieder damit begonnen, zu Malen. Dazu musste ich überhaupt keinen Bänderabriss haben, sondern einfach nur eine vorübergehende Unlust, zu Laufen. Ich erkannte nach vielen Jahren des ausschließlichen Laufens, dass es da eine Sache gibt, die mich magisch anspricht, ohne dabei mein Laktat zu beeindrucken. Ich kaufte Leinwände, Pappen, Kreidestifte, unendlich viele Farbtöne an Acrylfarben und tauchte in stundenlange kreative Prozesse ein. Ich vergaß dabei zu trinken und zu essen, ich überpinselte, wenn etwas nicht gefiel und ging Nachts zu Bett, mit dem unfertigen Bild im Kopf. Die Zeit während des Malens hatte Parallelen zu meinem Zustand, wenn ich lange und alleine lief. Alles war leicht, zeitlos und sehr erfüllend.

Malen ist, ähnlich wie Trailrunning ein wunderschönes Hobby. Beides ist fair. Beides ist fordernd, um dabei tief im Herzen garkeine Ansprüche an dich zu stellen. Du kannst Laufen wie du magst – langsam, kurz, ganz lange. Du kannst malen, wie du fühlst – unbunt, in wenigen Strichen auf einem Stück Pappe oder über Tage und Wochen auf riesiger Leinwand, mit vielen Farben und diversen Techniken.

Nun, werden viele sagen, was schreibt der Schniewesky da wieder. Ich kann überhaupt nicht malen oder zeichnen, ich hatte eine 4- in Kunst und eine glatte 1 in Mathematik. Dann setzt dich hin und löse Formeln. Gib dem Malen eine Chance. Es geht nicht darum, realistisch perfekt zu malen, es geht nicht darum, etwas zu erreichen und wenn überhaupt, dann darum, dass du mit dem Ergebnis glücklich bist. Alle können malen. So wie wir fast alle irgendwie auch laufen können und dort meist fantastische Fortschritte machen.

 

 

von Denis Wischniewski

Storys zum weiterlesen

14. August 2024
Trail Newsletter

News in deine INbox

trail_newsarrow
Trail Newsletter

News in deine INbox

trail_newsarrow