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22. April 2025 •

Leistung muss sich lohnen. Das soll auch für professionelle Trailrunner gelten, aber die Profi-Verträge verlangen immer öfter ganz andere Leistungen ...

Trailrunning wird größer. Trailrunning ist vom Nischensport zu einem durchaus medialen Publikumssport geworden, der sich anschickt, vielleicht sogar ganz bald olympisch zu werden. Spätestens dann würde Trailrunning zu den Etablierten gehören, zur Sportbourgeoisie. Genauso wie Viererbob, Hürdenlauf und, ja, der Straßenmarathon. Auf dem Weg dorthin entwickeln sich aktuell nicht nur die Produkte rasant, die Trailschuhe oder GPS-Uhren, nicht nur Rennserien expandieren, auch die Profis sind heute das, was dieser Name bedeutet – sie sind hauptberuflich Trailläufer:innen. Sie leben nicht nur für, sondern auch von ihrem Sport, unterzeichnen Verträge mit Sponsoren. Manchmal über ein Jahr, öfter auch länger. Mal geht es um Geld, mal sogar um sehr viel Geld.Wir haben über einen längeren Zeitraum mit einigen deutschsprachigen Trailprofis und Elite-Trailläufer:innen gesprochen, die uns Einblicke in aktuelle Verträge und deren Inhalte sowie Leistungen gegeben haben.Je nach „Arbeitgeber“, meist Hersteller von spezifischer Sportausrüstung und Laufschuhen, sind die Sponsoring-Verträge sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen bieten Verträge, bei denen ein klassisches Prämiensystem hinterlegt ist – für Siege und vordere Platzierungen bekommt man zu einem fix vereinbarten Jahreshonorar zusätzliche Ausschüttungen. Diese Art von Verträgen wird aber seltener. Leider, mag man meinen, denn solch ein System klingt fair, motivierend und nachvollziehbar. In anderen Verträgen ist ein Sieg oder lediglich eine Platzierung im vorderen Drittel beinahe nebensächlich. Weit wichtiger sind die Zahlen der Follower:innen, wie viele Postings pro Jahr abgesetzt werden, welche Reichweite ein oder eine Athlet:in hat – also nicht auf den Ultratrails. Daran wird nahezu alles gemessen. Und daraus ergibt sich für alle Profis, mit denen wir gesprochen haben, und auch für uns eine Frage: Was genau macht einen Profi aus?
Trailrunning will und wird, wir hatten es bereits davor erwähnt, olympisch werden. Gern ist die Rede davon, dass der Sport dafür an einem Strang ziehen müsse. Es stimmt, dass es eine kritische Masse an kompetitiven Athlet:innen braucht, die sich gemeinsam dem Wettkampf stellt. Nachvollziehbar wäre, dass Läufer:innen, die vor allem als Markeninfluencer:innen bezahlt werden, ihre Energie eben auch in dieses Kerngeschäft stecken. Reels zu produzieren, ist auch Arbeit, aber eine andere als ein UTMB.

Noch einmal: Dass eine Marke wie On in den beeindruckenden Karel Sabbe investiert, der fast ausschließlich individuelle FKT-Projekte macht, ist so gut wie nachvollziehbar. Wenn morgen 15- oder 16-jährigen Trailrunner:innen in den sozialen Medien aber nur noch seltsam gleichförmige Athlet-Influencer-Hybride begegnen werden, verliert dieser Sport, was ihn überhaupt erst groß gemacht hat: Authentizität.

Leistung muss sich also wieder lohnen? Sagen wir es anders: Ohne diesen Fokus auf Leistung lohnt sich der Weg des Trailrunnings hinaus aus der Nische nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch einmal: Dass eine Marke wie On in den beeindruckenden Karel Sabbe investiert, der fast ausschließlich individuelle FKT-Projekte macht, ist so gut wie nachvollziehbar. Wenn morgen 15- oder 16-jährigen Trailrunner:innen in den sozialen Medien aber nur noch seltsam gleichförmige Athlet-Influencer-Hybride begegnen werden, verliert dieser Sport, was ihn überhaupt erst groß gemacht hat: Authentizität.

 

von Denis Wischniewski

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